Ich bin Jessica, 35 Jahre alt, bald 2-fach Mama und buggyFit-Trainerin aus Leichlingen im Rheinland. Durch meine Zielgruppenspezialisierung interessiert mich eine Muskelgruppe ganz besonders – der Beckenboden. Das mysteriöse Etwas, irgendwo im unteren Teil unseres Körpers. Die meisten Menschen wissen, dass es ihn gibt, viele wissen ungefähr, wo er sich befindet, aber die Wenigsten haben ihn jemals wirklich gespürt. In meinen Kursen liegt die Stärkung des Beckenbodens sowie der umliegenden Muskulatur im Fokus einer jeden Trainingseinheit.
Der Beckenboden ist eine jener Körperregionen, um die man sich erst sorgt, wenn sie nicht mehr so funktioniert, wie sie sollte – und das, obwohl er sehr vielfältige Aufgaben übernimmt. Im unteren Becken aufgespannt wie ein Trampolin, stützt er die inneren Organe und schließt den Bauchraum nach unten ab. Er wirkt stabilisierend auf die untere Wirbelsäule und übernimmt die Schließfunktionen um Blase und After. Beim Sex führt ein trainierter Beckenboden bei der Frau zu mehr Lustempfinden, während er beim Mann für eine bessere Durchblutung des Penis sorgt und somit die Potenz steigert.
Noch immer ist das Thema Beckenboden mit viel Scham besetzt, was es nicht leichter macht, die Aufmerksamkeit und die Achtsamkeit auf diese Muskelgruppe zu lenken. Nach meiner Erfahrung gehört die Rückbildungsgymnastik für viele junge Mütter nach der Geburt ganz selbstverständlich dazu, für einige bringt solch ein Kurs aber organisatorische Herausforderungen mit sich. Ganz selten habe ich Frauen in meinen Kursen, deren Kinder schon fast erwachsen sind und die den Bedarf erkennen, an ihrem Beckenboden zu arbeiten. Den Beckenboden nach einer Schwangerschaft wieder in Schuss zu bringen, das ist gesellschaftlich akzeptiert, aber sonst spricht man über dieses Geflecht aus Muskeln am unteren Ende des Rumpfs eher nicht. Dabei sind Störungen in der Funktion des Beckenbodens ein weitverbreitetes Phänomen. Bis zu fünfzig Prozent aller Frauen sind im Laufe ihres Lebens von einem nicht intakten Beckenboden betroffen. Wenn diese Muskulatur geschwächt ist, können Rückenschmerzen die Folge sein, aber auch Einschränkungen der Sexualität, Senkungen innerer Organe oder Inkontinenz.
Bei Männern sind Probleme mit dem Beckenboden seltener, jedoch nimmt auch hier die Belastung auf den Beckenboden im Alter zu und macht sich mit Inkontinenz und erektiler Dysfunktion bemerkbar.
Sinn und Zweck
Nun aber zu Elvie. Ich hatte mich im Vorfeld gefragt, ob dieses Gerät eine sinnvolle Ergänzung zu einem Beckenbodengymnastikkurs sein oder ihn sogar ganz ersetzen kann. So bekam ich kürzlich die Möglichkeit, mir durch den Testsieger 2016 – Elvie, ein Bild von den Vor- und Nachteilen von Beckenbodentrainern zu machen. Vielen Dank dafür an meinbeckenboden.de .
Elvie ist ein etwas mehr als tampongroßes Gerät aus medizinischem, mintgrünen Silikon, das per Bluetooth mit einer zugehörigen kostenlosen App auf dem Smartphone verbunden ist.
Die Vorbereitung ist sehr einfach: Die App installieren, Sprache einstellen, Elvie aufladen und schon kann es losgehen. Du kannst Elvie im Stehen oder im Liegen verwenden, ganz nach Deinen individuellen Vorlieben. Ich entschied mich für die liegende Variante. Die einzelnen Themenbereiche sind in der App übersichtlich sortiert und gut erklärt. Du richtest Dein Konto ein und vor Deinem ersten Training bestimmst Du Deine Ziele. Fit bleiben, Stärke aufbauen oder Sich herausfordern sind die vorgegebenen Varianten, die Du jederzeit ändern kannst. Abhängig von Deiner Wahl wird die Anzahl der Trainingseinheiten und die Dauer in Wochen bis zur Erreichung Deines Ziels vorgegeben.
Elvie wird in die Scheide eingeführt, wo es die Beckenbodenkontraktionen mithilfe eines Sensors aufzeichnet und via Bluetoothverbindung auf dem Smartphone sichtbar macht. Für einen optimalen Sitz lässt sich die Größe des Gerätes mit einem Aufsatz anpassen. Ein Rückholstück bleibt draußen, um Elvie nach dem Üben wieder sanft herauszuziehen. Durch die Hülle aus medizinischem Silikon ist Elvie wasserfest.
Dein Beckenbodentraining wird also vom Gadget auf die App übertragen. So siehst Du auf dem Smartphone, wie stark Deine Muskulatur ist und wie gut sie arbeitet.
Training
Das Training mit Elvie funktioniert wie ein Spiel: Du bringst durch das An- und Entspannen Deiner Muskeln einen Edelstein zum Hüpfen oder Du bewegst ihn voran und lässt ihn über Hindernisse springen.
Ein Workout dauert ca. fünf Minuten und setzt sich aus verschiedenen Übungen zusammen. Die Übungen sind abhängig von Deinen Zielvorgaben. Zu Beginn wird durch einmaliges Anspannen des Beckenbodens Dein Tageslevel bestimmt, welches als Maßstab für das folgende Workout gilt. Unmittelbar nach jeder Übung erhältst Du eine Auswertung, gemessen an Deinem Tageslevel. Erst dann geht es mit der nächsten Übung weiter.
Nach dem Workout wird Dir Dein komplettes Ergebnis in Form eines Diagramms angezeigt. Motivation wird gleich mitgeliefert. „Versuche es weiter“ motiviert Dich zum Weitermachen, „Gute Fortschritte“ deutet auf Deine Stärke hin und „Perfekt“ heißt, das Level ist bald geschafft.
Sobald Du zehn Mal trainiert hast, schaltest Du in der App automatisch ein neues Level und somit neue Spiele frei.
Du erkennst so immer gleich, ob Du Dich verbessert hast oder in welchen Bereichen Du noch etwas mehr arbeiten kannst. Hast Du alle Level geschafft – was nicht von heute auf morgen geschieht – erhältst Du neue Übungen oder Du machst eine neue Zielvorgabe.
Meine Erfahrungen
Nach einigen Wochen mehr oder weniger regelmäßigen Trainings kann ich sagen, dass Elvie eine amüsante Trainings-App für erwachsene Frauen ist. Die Bewegungen des kleinen Edelsteins in Abhängigkeit von meinen Kontraktionen haben mich anfangs immer wieder zum Lachen gebracht. Schnell war ich angefixt, den Stein höher und höher zu bringen, um beim nächsten Mal noch bessere Ergebnisse bei meiner Lieblingsübung zu erzielen.
Die Übung Pulse erinnerte mich ein bisschen an meine Kindheit/Jugend und das Spiel SuperMario, bei dem man mit Hilfe des Controllers hochhüpfen musste, um kleine Steine anzustupsen, aus denen dann Münzen flogen. Das kombiniert mit einem Beckenbodenworkout hätte mich wahrscheinlich noch mehr motiviert.
Wer Lust hat, kann das Elvie-Workout mehrfach wiederholen, denn die knapp fünf Minuten sind super schnell vorbei. Meist merkt man aber schon beim zweiten Durchgang, dass die Kraft der Beckenbodenmuskulatur kontinuierlich nachlässt.
Ein wenig genervt hat es mich, wenn sich Elvie und die App nicht richtig verbunden haben. Erst später fand ich heraus, dass es meist daran lag, dass der Akku nicht mehr genügend Saft hatte. Das kann übrigens auch passieren, wenn Du Elvie länger nicht benutzt hast. Außerdem hatte ich immer mal wieder Schwierigkeiten mit der richtigen Position des Gerätes. Ich lag entspannt auf dem Rücken und die App tat so, als würde ich schon „arbeiten“. Bis ich dann die richtige Position gefunden hatte, dauerte es ein Weilchen. Dieses Phänomen ist vielleicht subjektiv zu betrachten, da jeder Körper anders gebaut ist. Hier hilft einfach etwas Rumprobieren.
Außerdem ist die App für mein Empfinden recht zögerlich mit den Erinnerungen, das Workout nicht zu vergessen. Hier hätte Elvie mich noch gerne etwas nachdrücklicher in den Hintern treten können. Natürlich kann man sich das Training auch als festes Ritual, beispielsweise vor dem Schlafengehen, einrichten.
Fazit
Elvie bietet eine spielerische Möglichkeit, positive Effekte auf die Wahrnehmung und die Kräftigung des Beckenbodens zu erzielen. Regelmäßig angewandt verbessert sich die Leistung und Frauen, die ihren Beckenboden nur schwer erspüren, können ungestört, individuell und mit guten Erfolgsaussichten üben.
Als Ersatz für ein umfassendes Beckenbodentraining würde ich Elvie – und wahrscheinlich auch ähnliche Geräte – nicht einsetzen, denn unser Beckenboden besteht aus mehreren Schichten, die muskulär unterschiedlich angesteuert werden. Mit dem Beckenbodentrainer wird überwiegend die äußere Schicht (Schließmuskulatur für Blase, Scheide und Darm) trainiert, die anderen Schichten eher vernachlässigt.
Als Ergänzung zum Rückbildungs- oder Beckenbodengymnastikkurs, aber auch, um überhaupt etwas zu spüren und in diesem Falle auch zu sehen, wie sich eine Kontraktion der Beckenbodenmuskulatur anfühlt, ist er durchaus empfehlenswert, vorausgesetzt man ist bereit, den stolzen Preis von 199,00 € zu bezahlen.
Du erhältst Elvie unter https://www.buggyfit.de/shop.html.
Abschließend noch der Hinweis, dass in der Schwangerschaft problemlos mit Elvie trainiert werden kann, nach der Entbindung jedoch solltest Du Dir wie bei einem Rückbildungskurs auch, ca. 6 Wochen Zeit geben bevor Du startest. Im Zweifel bitte mit Deinem Gynäkologen oder der Hebamme Rücksprache halten!
Viel Spaß beim Ausprobieren wünscht dir Dein buggyFit-Team und meinBeckenboden.